Zum Inhalt springen
Das kümmert mich die Bohne!
Oliver Goetz (l.) und Christian Schrödl in ihrer Rösterei in Wien-Liesing.

Das kümmert mich die Bohne!

Die Rösterei Alt Wien ist maßgeblich daran beteiligt, dass der Kaffee in unseren Feierabend-Filialen so gut schmeckt!

An dieser Stelle stellen wir Partner unserer Bäckerei vor, die mit ihren herausragenden Produkten wesentlich zur Qualität des Ströck-Angebots beitragen.

TEXT TOBIAS MÜLLER

Vielleicht ist der Kaffee von der Rösterei Alt Wien (Achtung: nicht mit dem gleichnamigen Kaffeehaus in der Bäckerstraße verwechseln!) deswegen so gut, weil er von Anfang an keine ausgeklügelte Businessidee war, sondern ein Liebhaberprojekt. Zuerst jenes von Christian Schrödl, einem der zwei Besitzer der Rösterei.

Die Rösterei gibt es unter dem Namen schon seit 1987, zunächst in der Belvederegasse als Kleinströsterei, in der die Packungen mit den Bohnen noch händisch mit einem Bügeleisen verschlossen wurden. Schrödl
war Stammkunde der Rösterei, und er war überzeugt davon, hier den besten Kaffee der Stadt kaufen zu können. Als der alte Besitzer, Herr Alfon, im Jahr 2000 in Pension gehen wollte und Schrödl damit der Verlust seiner Lieblingsbohnen drohte, schmiss er seinen Job beim Kleinanzeigenmagazin „Bazar“ hin, übernahm das Geschäft und übersiedelte es in die Schleifmühlgasse, gleich beim Naschmarkt.

Der zweite Kaffeeliebhaber und heutige Co-Besitzer Oliver Goetz kam 2008 zum Unternehmen. In den frühen 2000ern verdiente er sein Geld mit Immobilien und war so oft als Gast in der Alt-Wien-Rösterei, dass Schrödl irgendwann meinte, Goetz könne doch gleich hier arbeiten. Goetz überlegte kurz, gab ihm recht und stieg ein. „Ich fand und finde Kaffee zu rösten einfach viel spannender, als ein Zinshaus zu verkaufen“, sagt er.

Aus dem einstigen Hobby und der Mission, einfach „den besten Kaffee der Stadt“ (Schrödl) zu machen, ist mittlerweile eine der erfolgreichsten Kleinröstereien Österreichs geworden. Im kleinen Laden türmen sich die Fässer mit frisch gerösteten duftenden Bohnen, an der Wand steht eine kleine, mittlerweile pensionierte Röstmaschine, auf dem Tresen werden die oft wechselnden Kaffeemischungen frisch abgefüllt und auf Wunsch in einer der professionellen Mühlen gemahlen. Die Kunden kommen mittlerweile nicht nur aus Wien, sondern aus ganz Europa.

Was das Alt Wien von vielen anderen Röstereien unterscheidet, ist die Vielseitigkeit: Etwa 50 verschiedene Kaffees und Blends sind aktuell im Angebot, vom klassischen italienischen Espresso mit stattlichem Robusta-Anteil bis hin zu modernen, ganz hell gerösteten Arabicas, die eher nach Früchtetee denn klassischem Kaffee schmecken und am besten als Filterkaffee genossen werden. Manche Kaffees gibt es für knapp 25 Euro das Kilo, ganz besondere Bohnen kosten bis zu 120 Euro. Sie werden in der kleinen Bar handgebrüht und für fünf bis 15 (!) Euro die Tasse ausgeschenkt.

Für jeden etwas

Entsprechend unterschiedlich sind auch die Fans und Kunden der Rösterei: Große Betriebe wie die Erste Bank gehören ebenso dazu wie Kaffeehipster, die an ihren Tassen schnuppern und nippen wie an teurem Wein. Auch bei der Bäckerei Ströck kann man den Alt-Wien-Kaffee verkosten: In allen Feierabend-Filialen wird eine spezielle, eigens gefertigte Mischung ausgeschenkt, die herrlich schokoladig-nussig schmeckt und besonders gut mit Milchschaum harmoniert. „Wir wollen den Menschen den Reichtum des Kaffees zeigen“, sagt Goetz, „aber niemanden missionieren. Wir bieten jedem den Kaffee, der seine persönlichen Parameter erfüllt.“

Während Schrödl für die Finanzen zuständig ist, kümmert sich Goetz um die Kaffees: Er sucht die Bauern und Kooperativen aus, von denen die Rösterei ihre grünen Bohnen kauft, verkostet sie, entwickelt Röstprofile und mischt die Blends aus verschiedenen Bohnen zusammen, ganz ähnlich, wie ein guter Winzer Wein cuvetiert. Die Mischung, die bei Ströck in die Mühlen kommt, hat er mit Bohnen aus Peru
und Mexiko kreiert. So wie alle Alt-Wien-Kaffees sind auch diese biozertifiziert und obendrauf noch
mit dem FAIRTRADE-Label ausgestattet, das faire Preise und gute Arbeitsbedingungen für die Kaffeebauern garantieren soll – ein Punkt, der Goetz ganz besonders wichtig ist.

Es gibt nicht viele Menschen in Österreich, die so viel von Kaffeequalität verstehen wie er: Goetz ist
Arabica- und Robusta-Q-Grader, ein in der Branche angesehener Titel für professionelle Kaffeeverkoster.
Q-Grader wird man nur, wenn man einen mehrstufigen Kurs mit zahlreichen theoretischen und praktischen Prüfungen samt Verkostungen absolviert. „Das ist ähnlich wie ein Master Sommelier, nur schwieriger“, sagt er. In Österreich gibt es neben ihm nur noch sechs andere, die sich Q-Grader nennen dürfen.

Als Schrödl die Rösterei übernahm, war er einer der letzten kleinen Röster in Wien. Heute, 23 Jahre
später, gibt es hier wieder um die 50 handwerklichen Röstereien. Das hat ihr jedoch nicht zugesetzt, im Gegenteil, der Erfolg ist gemeinsam mit der Konkurrenz gewachsen. Während Schrödl zu Beginn auf einer
Fünf-Kilo-Maschine ein-, zweimal die Woche röstete, läuft der 35-Kilo-Loring-Röster (der Bentley der Röster!) mittlerweile zehn Stunden am Tag. Und er steht nicht mehr im Geschäft, sondern in einer eigenen
Rösterei in Liesing – den Anrainern in der Schleifmühlgasse war der Kaffeegeruch zu intensiv geworden. Schwer zu glauben, aber wahr.

Die Schleifmühlgasse riecht es glücklicherweise immer noch ein bisserl nach dem köstlichen Alt-Wien-Kaffee – genauso wie in den Ströck-Feierabend-Filialen. Am besten vorbeikommen und schmecken, wie gut Liebhaberei schmecken kann.