An dieser Stelle stellen wir Partner unserer Bäckerei vor, die mit ihren herausragenden Produkten wesentlich zur Qualität des Ströck-Angebots beitragen.
TEXT SEVERIN CORTI | FOTOS : WEINGUT CHRIST, THOMAS HANDKE
Als Familie Christ in Jedlersdorf mit der Landwirtschaft beginnt, schreiben wir das 17. Jahrhundert. Der Dreißigjährige Krieg ist endlich zu Ende, die Türkenbelagerung steht erst bevor. Jedlersdorf, heute längst ein Teil der Bundeshauptstadt, ist damals noch eine Insel – fruchtbar, aber stetig von Hochwasser gefährdet – in den Donauauen des damals unreguliert mäandernden mächtigen Stroms. Sie liegt ziemlich exakt zwischen dem Bisamberg an einem und dem Kahlenberger Dörfl am anderen Ufer. Weinbau betreibt die Familie Christ auch damals schon, am nahen Bisamberg.
„Bis in die 1970er-Jahre aber war es eine klassische gemischte Landwirtschaft“, sagt Rainer Christ, „wir hatten Pferde, Hasen, Hendln, Schweine, Kühe und Gänse. Ein ziemlicher Bilderbuch-Bauernhof.“ Der Wein bildete neben dem Vieh und dem Ackerbau nur eine von mehreren Säulen des Betriebs. Es waren Rainer Christs Eltern Johanna und Franz, die das Potenzial der Lagen erkannten und 1971 die Entscheidung trafen, sich sukzessive aus der gemischten Landwirtschaft zu verabschieden – und konsequent den Weg hin zum Wein zu gehen.
2006 konnten sie so eines der stattlichsten Weingüter Wiens an die nächste Generation weitergeben, seitdem ist Rainer Christ am Ruder. Er hat den hervorragenden Ruf der Christ-Weine noch einmal ganz anders mit Exzellenz aufgeladen – und nicht zuletzt auch dafür gesorgt, dass der Name international dementsprechend für Furore sorgt. Seit 2014 hat er den Betrieb auf biologische Bewirtschaftung umgestellt, seit 2018 ist das Weingut komplett Bio-zertifiziert. Mehrere der begehrenswertesten Lagen des Bisambergs, insgesamt 25 Hektar, sind in seiner Hand.
Rainer Christ am Bisamberg: natürliche Weingartenpflege für vielfach prämierte Top-Qualität.
„Einerseits ist es mein Alltag, in den Weingärten hier oben zu arbeiten“, sagt er über seinen Arbeitsplatz mit dem vielleicht tollsten Blick, den man von Wien nur haben kann, „und insofern kommt es mir natürlich normal vor. Aber dann setz ich mich manchmal während der Arbeit kurz ins Gras und schau hinunter – und dann krieg ich natürlich auch die Gänsehaut.“
Dass es hier oben so außergewöhnlich schön ist, liegt aber keineswegs nur am Blick auf das, was unten liegt. „Hier summt und surrt und schwingt die Luft, dass es eine Freude ist“, sagt Rainer Christ. Der Bisamberg ist ganz offiziell die Region mit den meisten verschiedenen Bienenarten des ganzen Landes. Er ist Heimat für eine Vielzahl anderswo längst bedrohter oder sogar ausgestorbener Arten und gilt, so Rainer Christ, „ganz offiziell als artenreichste
Region in ganz Mitteleuropa“.
Richtig große Weine
Die vielfältigen, vielfach von Sandstein, Korallen- und Muschelkalk geprägten Böden sind neben der idealen Süd-Ost-Ausrichtung und den kühlen Aufwinden eine zentrale Voraussetzung für richtig große Weine, wie Rainer Christ sie keltert. Neben den klassisch reinsortigen Grünen Veltlinern, Rieslingen, Sauvignon Blancs und Weißburgundern ist es vor allem der Wiener Gemischte Satz, in dem die historische Sortenvielfalt des Wiener Weins wieder aufersteht, der hier zu wahrer Größe reift. „Wir sind schon vor Jahren dazu übergegangen, unsere alten Rebzeilen nicht mehr zu roden und neu auszupflanzen, auch wenn so alte Stöcke oft deutlich weniger Ertrag geben als junge“, sagt Rainer Christ. „Dafür hat aber der Saft, der aus ihnen wird, eine ganz andere Qualität.“ Dass alte Stöcke richtig tiefe Wurzeln bilden konnten, bekommt mit dem Klimawandel und sehr trockenen Sommern wie dem vergangenen noch einmal eine ganz eigene Bedeutung.
Denn seit ein paar Jahren wird nur noch händisch nachgepflanzt, wenn ein Rebstock stirbt, und nicht gerodet, um komplett neu auszupflanzen: aufwendig, aber mit nachhaltigen Resultaten. Auch der Bio-Gemischte-Satz, den Christ exklusiv für Ströck-Feierabend abfüllt, profitiert heute davon. Im Keller verzichtet Rainer Christ vollständig auf Pumpen, Schnecken und andere Hilfsmittel, um den Wein und die Trauben zu transportieren: „Die Gravitation ist die Kraft, auf die ich vertraue“, sagt er, „der Wein soll so unbeschwert und sanft wie nur möglich werden, den Trauben soll bloß keine Gewalt angetan werden. Wir lassen den Trauben im Weingarten so viel Sorgfalt angedeihen. Die will ich im Keller doch nicht wieder verspielen.“