Rund um den Neusiedler See baut Österreichs größter Bio-Betrieb Getreide von außergewöhnlicher Qualität an – und arbeitet mit Nachdruck daran, dass die große Tradition des pannonischen Weizens auch in Zeiten des Klimawandels weiterlebt.
von TOBIAS MÜLLER
Einfacher ist der Getreideanbau im Burgenlandmit der Klimaveränderung nicht geworden. „Das Wetter wird extremer, mal ist es sehr heiß, mal sehr kalt, es regnet lange gar nicht oder dann erst sehr viel, wenn wir es nicht mehr brauchen“, sagt DI Markus Fritz, Betriebsleiter im Bereich der Vermarktung. „Manchmal ist selbst das Aussäen schwierig oder unmöglich, weil die Felder unter Wasser stehen.“
Fritz arbeitet seit 13 Jahren für PANNATURA, den Land- und Forstwirtschaftsbetrieb der Esterházys, zu dem unter anderem auch das Bio-Landgut Esterházy in Donnerskirchen gehört. Im Burgenland, auf beiden Seiten des Neusiedler Sees bis hinunter ins Mittelburgenland, bewirtschaftet PANNATURA rund 3.300 Hektar.
Die Kornkammer Österreichs
Die Parndorfer Platte, wie Geologen diesen Teil des nördlichen Burgenlands nennen, ist auch historisch so etwas wie die Kornkammer Österreichs: Das Klima und der Boden waren über Jahrhunderte ideal für hochwertigen Weizen. Schon in der Monarchie war der pannonische Weizen berühmt für seine herausragende Qualität: Wiens Ruf als Welthauptstadt des Feingebäcks ist zu einem guten Teil dem tollen Getreide zu verdanken, bis heute nennen die Franzosen flauschige Weizenbrote „viennoiseries“.
Bei Esterházy/PANNATURA wird seit vielen Jahren dafür gearbeitet, dass hier auch in Zukunft, unter schwierigeren Bedingungen, noch großartiges Getreide wachsen kann: mit biologischer Landwirtschaft, besonders wassersparender Bodenbearbeitung und zahlreichen unterschiedlichen Kulturen. Denn Vielfalt ist für PANNATURA die beste Versicherung für eine ungewisse Zukunft.
Schon seit 22 Jahren wird hier biologisch gearbeitet. Die Felder werden in einer zehngliedrigen Fruchtfolge mit über 30 verschiedenen Kulturen bepflanzt – von klassischen Brotweizen über Braugerste bis hin zu Hafer und Sonnenblumen. Jedes Jahr wird etwas anderes angebaut, weil jede Kultur andere Ansprüche in Bezug auf Nährstoffe und auf die Bodenbeschaffenheit aufweist. So können sich die Flächen erholen und sich Schädlinge erst gar nicht festsetzen. Hülsenfrüchte und Leguminosen in der Fruchtfolge reichern dazwischen den Boden mit Stickstoff aus der Luft an. Daneben wird auch Wirtschaftsdünger von den hofeigenen Angus-Rindern und Hühnern als Dünger ausgebracht.
Weil Wasser im Burgenland eine zusehends rare Ressource ist, wird der Boden auf den Flächen in heißen Phasen möglichst wenig bearbeitet. Dadurch wird die Feuchtigkeit im Boden belassen und die Wasserverdampfung reduziert. Hecken zwischen den Feldern stoppen den Wind, der zu Erosion führen kann, und sind wichtiger Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere, genauso wie die sogenannten Blühstreifen – wilde Flächen voller Kräuter und Blumen, die inmitten der großen Feldstücke bewusst stehen gelassen werden.
Mehr Humus, mehr Ertrag
Das alles hat die Humusschicht der Böden über die Jahrzehnte immer weiter verbessert und die Fruchtbarkeit auch unter schwierigen Bedingungen erhöht: „Konventionelle Landwirte in der Gegend ernten nicht zwangsweise mehr als wir“, sagt Fritz. „In manchen Jahren und Gegenden haben auch wir im biologischen Landbau die Nase vorn.“ PANNATURA versucht sich mittlerweile an Kulturen, die traditionell gar nicht im Burgenland gewachsen sind, aber dank der Klimaveränderungen nun gute Bedingungen vorfinden: Seit ein paar Jahren werden etwa höchst erfolgreich Bio-Kichererbsen angebaut, eine Hülsenfrucht, die ursprünglich aus Indien stammt. Mittlerweile ist man einer der größten Bio-Kichererbsen-Produzenten Österreichs.
Getreide, ist Fritz überzeugt, wird trotzdem in absehbarer Zukunft die wichtigste Kultur bleiben. Die Betriebsstruktur und auch die Größe helfen PANNATURA, damit sich das auch in Jahren mit besonders
herausfordernden Witterungsbedingungen ausgeht: „Irgendwo auf unseren Flächen passt das Wetter immer“, sagt Fritz.