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Was in der Zukunft so alles gegessen wurde

Was in der Zukunft so alles gegessen wurde

DIE UTOPIE DES ESSENS

Es ist das Wesen von Science-Fiction-Filmen, die Zukunft in den abenteuerlichsten Facetten auszumalen – mitunter auch beim Essen. Wir haben in den Kühlschränken von Han Solo, Commander Kirk, dem Blade Runner und anderen Helden nach halbwegs Genießbarem gesucht.

Ein ordentlicher Scifi-Held hat Wichtigeres zu tun, als sich um vermeintliche Nebensächlichkeiten wie Nahrungsaufnahme zu kümmern. Wer die Welt vor dem Bösen retten muss, kann sich eben nicht um sorgfältig zubereitetes Essen kümmern. Dennoch haben auch die ganz epochalen Blockbuster interessante Ansätze in der Frage, wie sich die Ernährung der Menschen von morgen gestalten könnte. Eines ist leider durchgängig: Punkto Genuss dürfen wir uns eher nicht auf die Zukunft freuen.

The Fifth Element

Fliegende Küchen

Wer etwas auf sich hält, bestellt. Zumindest möchten uns das die zahlreichen Essenslieferdienste erklären, die in den vergangenen Jahren aufgepoppt sind, von Uber Eats bis Foodora. In der Welt des Fünften Elements sieht man das scheinbar ähnlich – der Lieferdienst ist allerdings kein schlecht bezahlter Fahrradbote, sondern eine fliegende Küche, die an der jeweiligen Wohnung andockt. Und das Essen kommt nicht aus einem wärmeisolierten Rucksack, sondern wird frisch und vor den Augen des Gastes gekocht, als Draufgabe bleibt der Koch auch gleich noch als Gesellschaft zum Essen. Vielleicht können sich Foodora und Co eine Scheibe davon abschneiden. Gemeinsam zu essen ist nämlich meistens doch toller als allein.

Zurück in die Zukunft

Trocken-Pizza und Turbo-Trauben

Eine andere Form der modernen Zubereitung erleben wir im zweiten Teil der Zurück in die Zukunft-Trilogie. Die Mutter wird für ihre Kochkünste gelobt, weil sie eine Pizza exzellent hydrieren kann: Aus einer winzigen Trocken-Pizza wird im Hydrator innerhalb von Sekunden eine zumindest optisch ansprechende, echte. Der Film sagt außerdem eine Art Vertical Farming auf familiärem Level vorher: In der Küche der McFlys wachsen auf einem speziellen Gerät Trauben. Ernährung bzw. die Reste davon kommen auch an anderer Stelle vor, nämlich als Treibstoff für den DeLorean. Verschiedene Arten organischen Abfalls werden in den Tank des Autos gekippt und dort in genügend Energie für Zeitreisen umgewandelt. Japanische Wissenschafter haben die Idee aufgegriffen und an einem Auto gearbeitet, das mit Bioethanol aus alten Baumwollstoffen angetrieben wird. Und Fernwärme kommt bereits jetzt direkt aus der Müllverbrennungsanlage.

Star Wars

Frösche und Semmeln

Im Star Wars-Universum spielt Ernährung keine große Rolle – sie kommt hauptsächlich in Form rauchender Getränke in schmuddeligen Bars (Eine neue Hoffnung) und lebender Frösche als Snack (Die Rückkehr der Jediritter) vor. Eine interessante Ausnahme gibt es aber: Als Rey, die Heldin des siebten Star Wars-Teils Erwachen der Macht, auf einem Schrottplatz Einzelteile von Sternenzerstörern verkauft, wird sie nicht mit Geld, sondern mit Essen bezahlt. Sie bekommt kleine Säckchen mit Pulver, das sie später innerhalb von Sekunden zu einem hoffentlich nahrhaften Mahl „zubereitet“, indem sie es schlicht mit Wasser mischt. Das Ergebnis erinnert optisch ein wenig an eine graue Kaisersemmel. Ein besonderer Genuss scheint dieses Abendessen allerdings nichts zu sein. Ob Essen außerhalb von Reys Heimatplaneten noch irgendwo anders als Währung verwendet wird, ist nicht überliefert.

Snowpiercer

Insekten-Protein-Riegel

Diese frostige Dystopie handelt von einer kleinen Anzahl an Menschen, die eine Eiszeit überleben, weil sie auf einem riesigen, energieautarken Zug rund um die Welt fahren. Ernährung ist Mangelware, der Zug ist zwar gut ausgestattet, aber dennoch immer noch ein Zug. Um die große Masse der Mitfahrenden zu versorgen, werden in einem eigenen Wagon Insekten gezüchtet, geschreddert und zu einer Art Proteinriegel gepresst. Die allermeisten Passagiere wissen allerdings nicht, wie ihre tägliche Essensration entsteht. Die Szene, in der der Anführer einer Revolte den Passagieren die Produktion der Riegel zeigt, ist nichts für schwache Mägen. Das Thema Insekten als Nahrung hat in den letzten Jahren in der echten Welt ebenso Fahrt aufgenommen, auch wenn sich zeigt, dass sie sich auch deutlich appetitlicher zubereiten lassen als in dem Film. Es bleibt nur zu hoffen, dass Snowpiercer nicht auch in Sachen Klima allzu prophetisch wird.

Blade Runner

Franken-Fleisch und Nudeln

Apropos prophetisch: Von der Entwicklung von Robotern, die wie Menschen ausschauen und handeln, sind wir zwar noch eine Zeitlang entfernt, aber die Fortschritte in Sachen künstlicher Intelligenz lassen fürchten, dass eine düstere Zukunft, wie sie in diesem Filmklassiker gezeichnet wird, möglich ist. Blade Runner Deckard stopft sich zu Beginn des Films Nudeln in die Figur, später erfährt man, dass zum Beispiel Fische oder auch Säugetiere auf ähnliche Weise „produziert“ werden wie die Nexus-Roboter, die Deckard jagen und töten soll: in Petrischalen in genetischen Labors. Vor kurzem wurde der erste Burger hergestellt, der nicht von einem Tier stammt, sondern aus Stammzellen. Von einem Szenario, in dem wir ohne Reue Fleisch genießen können, sind wir womöglich gar nicht mehr allzu weit entfernt.

Per Anhalter durch die Galaxis

Plaudernde Steaks

Die Bücher, Hörspiele und Filme dieses Titels brennen ein humoristisches Humorfeuerwerk ab, sprechen aber auch viele schwierige Themen an. Im Restaurant am Ende des Universums, bei dem man dank Zeitmaschine immer und immer wieder den Zusammenbruch des Universums bestaunen kann, erlaubt sich Autor Douglas Adams eine feine Spitze in Richtung Umgang mit Lebensmitteln und ihrer Herkunft: An den Tisch der Protagonistinnen und Protagonisten tritt eine Kuh heran, die mit ihnen zu sprechen beginnt. Sie preist sich selbst an, gibt zu Protokoll, dass ihre Schulter besonders zart ist, weil die Kuh auf ihre Bewegung und auch auf die Ernährung geachtet hat. Es entwickelt sich eine Diskussion über Moral und Ethik, ob es denn in Ordnung ist, ein Tier zu essen, das selbst gegessen werden möchte, die Diskussion wird schließlich mit dem Suizid der Kuh und einem später servierten Steak ad acta gelegt.

Star Trek

Blutwein und Nacktschnecken-Cola

Weit mehr geschlemmt wird in den Universen, in denen das Raumschiff Enterprise unterwegs ist. Der wichtigste Beitrag zur kollektiven kulinarischen Fantasie ist wohl der Replikator, eine Art verbesserter 3D-Drucker, mit dem sich jede Speise und jedes Getränk in wenigen Sekunden herstellen lässt. Das Gerät ist aufgrund der Vielfalt des Angebots dringend nötig – jede außerirdische Lebensform hat ihre Spezialitäten, vor allem Drinks. Romulaner sind berühmt für ihr Ale (macht augenblicklich betrunken), Vulkanier für ihren Brandy (nur für den Export, weil Vulkanier nicht trinken), Ferengis für Aalwasser (verkauft sich besser als die Konkurrenz Slugo-Cola, Nacktschnecken-Cola). Bloß beim klingonischen Blutwein ist auch für den Replikator Schluss. Blutwein ist doppelt so stark wie Whiskey und wird am besten warm getrunken. Während die Serie über die Rezeptur schweigt, wird im Star Wars-Kochbuch spekuliert, dass Blutwein aus vergorenem Blut und Zucker hergestellt wird. Worf, Klingone und Teil der Crew der Enterprise, muss seinen Replikator erst umprogrammieren, um zumindest etwas Blutweinähliches zu bekommen.

Soylent Green

Pulver gerührt, nicht geschüttelt

Zu guter Letzt ein weiterer Blick in eine Zukunftsfantasie, die durchaus eine Fortsetzung unserer Geschichte werden könnte, wenn wir nicht aufpassen: Im Jahr 2022 ist die Erde ein eher trostloser Planet, natürliche Ressourcen sind weitestgehend erschöpft, die meisten Menschen fristen ein eher trauriges Dasein, und nur wenige Reiche können sich noch den Luxus von Wasser oder natürlichen Lebensmitteln leisten, der Rest wird mit Ernährung in Pulverform abgespeist. Das schlägt auf Dauer aufs Gemüt, wie angeblich auch jene wissen, die sich heute schon freiwillig ausschließlich mit diversen Super-Pulvern aus Shakern ernähren. Wie es so schön heißt: Muss man wollen. Woraus das Pulver im Film gemacht wird? Das schauen Sie sich am besten selber an!

Text von Leia Tannen
Illustrationen von Burn Bjoern / agentazur.com