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Gackern am Waldrand

Gackern am Waldrand

Familie Hammerl, die im Waldviertel eine Bio-Landwirtschaft betreibt, beliefert unsere Ströck-Kaffeehäuser mit Bio-Eiern.

TEXT SEVERIN CORTI & FOTOS LUKAS LORENZ

WO SICH FUCHS UND HENNE GUTEN MORGEN SAGEN

So wirklich fuchsdicht wird Leopold Hammerl die prächtigen fünf Hektar Wald und Wiese nie bekommen, die seinen Legehennen als Weide dienen. „Dafür ist das Gelände zu uneben, irgendwo findet der Fuchs da immer einen Weg“, oder zumindest immer wieder. Jede zehnte Henne, weiß Leopold Hammerl aus Erfahrung, muss er über kurz oder lang abschreiben, „die holt sich entweder der Fuchs oder der Habicht“. Natürlich wäre es ihm lieber, wenn sich solche Verluste vermeiden ließen. Andererseits: „Dann müsste ich meine Hennen Tag und Nacht einsperren, und das kommt für mich nicht infrage. Die Natur gibt uns so viel, da ist es schon in Ordnung, dass sie sich auch ihren Teil nimmt.“

Seit 2013 ist der Hof bei Rappottenstein im westlichen Waldviertel, den er gemeinsam mit seiner Frau Karin und dem inzwischen 23-jährigen Sohn Clemens bewirtschaftet, ganz auf Legehennenhaltung umgestellt. Natürlich bio und, natürlich, nach dem Hahn-und-Henne-Prinzip. Familie Hammerl ist Teil eines Programms, mit dem sichergestellt wird, dass die Hennen aus einer Zucht kommen, in der auch die männlichen Küken heranwachsen dürfen. Das ist keineswegs selbstverständlich – selbst in Bio-Betrieben werden sie in vielen Fällen immer noch routinemäßig getötet. „Die Hähne dürfen in Partnerbetrieben zu Junggockeln heranwachsen, die ganz wunderbare Braten ergeben“, sagt Hammerl, „das ist uns sehr wichtig, deshalb haben wir von Anfang an bei dieser Initiative mitgemacht.“

Glückliche Gockel
Dabei werden die Mehrkosten aber auf die Eierproduzenten umgewälzt. „Wir zahlen um zwei Euro je Legehenne mehr, damit ihre Brüder auch ein gutes Leben haben. Aber das ist es uns und unseren Kunden allemal wert“, sagt Hammerl. Leopold ist auf dem Hof für „die Hendlwirtschaft“ zuständig, die neben der Betreuung seiner insgesamt 5.000 Tiere auch die Auslieferung an die Kunden in der Wachau und in Wien umfasst.

„Meine Frau Karin hat die Innenwirtschaft mit Buchhaltung einerseits und Fertigung von Eiernudeln andererseits über. Und unser Sohn Clemens macht die Außenwirtschaft, die Wiesen, Felder und den Wald. So geht sich das in unserer kleinen Familie wunderbar aus.“

Als Bio-Hennen haben die Tiere der Hammerls je zehn Quadratmeter Auslauf. Die Lage am Waldrand kommt ihnen dabei ganz besonders entgegen: „Hendln sind ja ursprünglich Waldrandbewohner, die lieben es, wenn sie schnell irgendwo Unterschlupf finden“, sagt Leopold, „die freie Wiese behagt ihnen an sich gar nicht.“

Deshalb hat er in den vergangenen Jahren auch echte Waldviertler Kriecherlbäume (das sind die mit der gelben Frucht, Anm.) auf der Wiese gesetzt. „Die lieben meine Hendln als Unterschlupf, aber ganz genauso auch als Futter“, sagt er, „da muss ich bei der Ernte schnell sein, sonst fressen sie alles weg.“ Das reguläre Futter der Hendln ist natürlich bio und umfasst Mais, Weizen, Gerste und Sonnenblumenkuchen (der bei der Ölpressung übrig bleibt), außerdem zertifiziert europäisches Soja und etwas Kalk für die Festigkeit der Schalen.

Was nicht zertifiziert bio, sondern einfach Natur pur ist, sind die Würmer und Insekten, die sie beim Scharren und Kratzen auf der Weide picken. Wer so sorgfältig und im Einklang mit der Natur arbeitet, denkt natürlich auch auf anderen Gebieten ein Stück weiter. So haben die Hammerls die Dächer ihrer zwei Hendlställe längst mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. In Kombination mit einem 44-kW-Speicher stammt der Großteil der für den Betrieb nötigen Energie aus Eigenversorgung